Freitag, 15. August 2014

Engagement und Ehrenamt

Aus einer Diskussion heraus bin in auf die Idee gekommen dies hier mal aufzuschreiben. 

Die, die mich privat kennen, wissen, dass ich aktiv im ehemaligen Kindergarten der Kleinen unterwegs war und auch in der Schule des Großen dabei bin.

Als ich Neumutter im Kindergarten war hab ich mir auch gedacht, "sollen doch mal die Mütter ohne Job (die Guten ;-) sich um die ehrenamtlichen Aktionen der Kita kümmern. Ich bin ja berufstätig und habe keine Zeit dafür" ... das habe ich tatsächlich ein ganzes Jahr geschafft. Aber im Laufe des Jahres dämmerte mir immer mehr, niemand möchte sich mehr aktiv beteiligen. 

In meiner Erinnerung sind die Mütter immer dabei gewesen wenn es Aktionen in Kita und Schule gab... Kuchen wurden gebacken und beim Basteln waren sie auch dabei. Heute ist das anders. Viele Eltern sind froh wenn sie die Kinder in der Kita oder Schule abgegeben haben und um den Rest sollen sich die Erzieher beziehnungsweise die Lehrer doch kümmern! Die werden dafür bezahlt! So oder ähnlich sind die Kommentare bzw die Inaktivität vieler Eltern nur zu erklären.

 Engagement und Ehrenamt scheinen Dinge zu sein, die die Anderen machen (sollen). Kaum jemand hat noch die Zeit bzw. die Kraft neben den täglichen Aktivitäten etwas für Andere zu machen.

In der Kita der Kleinen gibt es knapp 100 Kinder. Städtische Kitas bekommen wenn sie nicht in einem Brennpunkt (wer möchte schon dort leben und seine Kinder in die Kita geben) liegen und keine U3 Betreuung haben nur den "Grundbedarf" an Geld.  Die Kitagebühren sind abhängig vom Einkommen der Eltern. In Duisburg z.b. zahlen 1/3 der Eltern keinen Beitrag, 1/3 zahlt einen kleinen Beitrag pro Monat bis 50€ und das letzte Drittel zahlt mehr als diese 50€. Der Höchstsatz beträgt (inkl. Essen) bei 380€ pro Monat. 
Eine Kita darf auch kein Geld einnehmen z.B. bei Festen das Geld was der Kuchenverkauf einbringt. Große Anschaffungen sind in solchen Kitas überhaupt nicht drin.
Bei unserer Kita war es zeitweise so, dass es kein Malpapier mehr gab. Wir Eltern haben von zuhause Papier mitgebracht, damit unsere Kinder malen konnten.
Aus diesen Gründen haben fast alle Kindergärten und Schulen Fördervereine, die Gelder sammeln um größere Anschaffungen zu machen. In unserer Kita waren wir (knapp 100 Kinder) weniger als 10 Mütter die sich aktiv im Förderverein engagiert haben. 
Ein weiteres Beispiel, in unserer Kita Gruppe wurde an Gründonnerstag immer ein Ausflug zur Osterhasenwiese gemacht. Dort versteckten freiwillige Eltern für jedes Kind eine Kleinigkeit. In den sechs Jahren, die ich dort verbracht habe (erst der Große und später die Kleine) hat ein Jahr eine Mutter mit Tagesfreizeit (sprich Hausfrau) dies erledigt. 

In den Schulen die ich bisher kennengelernt habe ist das ähnlich. Bei einer Waldorfschule müssen alle Eltern auch Elternstunden leisten. Hier ist die "Aktivität" ein wenig höher als in Regelschulen, aber auch dort finde ich immer wieder Leute die kaum etwas tun wollen.

Sich festlegen und aktiv (wegen der knappen Kassen der Kommunen) bauen, basteln und die Umgebung der eigenen Kinder zu Verbessern scheint etwas zu sein, dass der "normale" Großstadtmensch neben seinem Job (oder auch anderer Tagesbeschäftigung) nicht leisten kann oder will.

Liebe Eltern, liebe Nicht-Eltern in Zeiten der klammen öffentlichen Kassen, bitte nehmt Euch einer kleine ehrenamtlichen Aufgabe an. Wenn Jeder sich etwas einbringt, können viele "Missstände" behoben werden. Es gibt so viele Dinge wo ein Einzelner etwas bewegen kann. Sei es Lesemutter / -oma in einer Kita oder Schule, oder ein netter Nachbar der der alten Dame einen Stock tiefer die Getränke nach hause trägt oder, oder , oder... Ich glaube wenn wir alle ein wenig mit anpacken, kann unsere Umgebung für jeden schöner werden.


1 Kommentar:

  1. Das Thema hast du wirklich klasse in einen Text gesteckt :-)
    Vielleicht hängst du den Beitrag gleich mal aus in Kita oder Schule.
    Fakt ist, ohne Eltern geht es nicht, da könnten die Betreuungseinrichtungen schließen - egal in welchem Bundesland. Ich weiß nicht, ob sich dessen die Eltern immer so bewusst sind. Meine Erfahrungen decken sich mit deinen total. Da ich immer nur Teilzeit gearbeitet habe, war es für mich selbstverständlich, meinen Teil zu leisten. Bei uns werden Elternstunden akribisch gesammelt und dafür gibt es dann jeweils wieder Zuschläge von der Kommune. Wir veranstalten regelmäßig große Altpapiersammlungen, von dem Geld werden Ausflüge finanziert. Ebenso von den Einnahmen bei Schulfesten, Weihnachtsfeiern usw.
    Am Anfang des Schuljahres habe ich der Lehrerin gesagt, dass sie mich jederzeit anrufen kann, wenn sie Begleitung für Exkursionen braucht - und das macht sie auch :-) Es sind eigentlich immer die selben 3 - 4 Mütter oder Väter, die das Klassenzimmer putzen, Feiern organisieren, backen, verkaufen oder 150 Fischsemmeln machen ;-). Von der offiziellen Funktion im Elternrat habe ich mich aus verschiedenen Gründen verabschiedet, aber die wissen schon, wen sie anrufen können....
    Ich finde deinen Aufruf prima und wichtig! Liebe Grüße

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