Dienstag, 20. November 2018

und sie tanzen nicht nur

Hallo Ihr Lieben

ich habe ja schon das ein oder andere Mal erwähnt das meine Kinder auf eine Waldorfschule gehen. Bei meinem Sohn war mir klar das er nicht ins Regelschulsystem passt. Mein Mann hielt allerdings wenig von der Waldorfschule da er nur die Klischees kannte.

Die Regelschule lag 100 m von unserem Zuhause und der Große musste keine Straße überqueren um dort hin zu gelangen. Also habe ich mich auf das Selbstständigkeitsargument eingelassen und ihn dort angemeldet.

Schon in der 2. Klasse ging er morgens traurig los und fand das System Schule doof, aber ein 7 jähriger sollte noch gerne gehen.

Ich gehörte definitv nicht zu den arbeitenden Muttis die nirgendswo zu sehen waren... beim "Nikolausfrühstück" waren mein Mann, ich und eine andere Mutter... der Rest kam nicht.
Eigeninitiative von Eltern war nicht gern gesehen ... und so kam ich in der Schule auch nicht an.

Wir wurden zur Schule zitiert, weil der Junge sich nicht konzentrieren kann... "Der hat bestimmt ADHS!" war die Diagnose der Klassenlehrerin. Sie sprach über meine Schlaftablette, die so niemals hyperaktiv ist.

Erst als ich zu unserer Kinderärztin ging und nach so einem Gespräch mit Lehrerin und Direktorin mich dort ausgeheult habe kam sie mit der Frage: "Haben Sie schon mal über eine andere Schulform nachgedacht"

Ich suchte noch einmal das Gespräch mit Schulleitung und Klassenlehrerin das aber leicht eskalierte da die beiden mich angeschrien haben .... OK ich hab auch nicht leise geantwortet ;-)

Noch während ich das Schulgelände verließ habe ich meinen Mann informiert, das ich unseren Sohn nun an der Waldorfschule anmelden würde. Seine Versuche "lass uns heute Abend darüber reden" habe ich mit "Das wird nicht mehr diskutiert" abgebügelt ... ich war echt verärgert Dank der beiden Damen.

Er konnte zum hospitieren kommen und bereits nach 3 Tagen ging er trällernd in die Schule und beschloss, daß er bleibt und in die alte wollte er nicht mal mehr um sich zu verabschieden. Gut das die Waldorfschule ihn auch aufgenommen hat.

Diese Entscheidung habe ich oft hinterfragt. Einfach um sicher zu gehen, das es eine vernünftige Entscheidung war, abgesehen vom Auslöser...

Als wie dann auch noch die Kleine dort angemeldet haben, hörten wir uns immer wieder die schönsten Klischees und Sprüche an.

"Der ist doch gar nicht behindert" hat mich dabei am schlimmsten getroffen.
"Wow, Dein Sohn kann wirklich seinen Namen tanzen?"
"Haha... auf der Klötzchen Schule...kann er denn schon stricken?" und was auch immer da noch so unterwegs ist.... ich habe sie ALLE gehört

Ja kann er! Er kann auch mit Holz arbeiten und hat bereits in der 4. oder 5. Klasse Getreide angebaut, geerntet, gemahlen und Brot daraus gebacken.

Je höher sie in den Klassen sind desto mehr "ungewöhnliche" Dinge machen dann die Kinder.
In der 7. Klasse (meiner war 12) sind sie 14 tage (mit Pädagogen) ins Forstpraktikum gefahren und haben in Niedersachsen Bäume gepflanzt... echte körperliche Arbeit aber sie sind gewachsen in der Zeit.
in 9. geht es 4 Wochen in ein Landwirtschaftspraktikum (mindestens 150km von zuhause entfernt) und was soll ich sagen, mein Sohn macht sich überhaupt keinen Kopf, das gehört dazu und er hat sogar gesagt... Mama ich will nach Bayern oder ans Meer ... und das ist beides vom Ruhrgebiet aus ein wenig weiter als 150km. Die einzige die sich jetzt nen Kopp macht bin ich ... aber das werde ich auch noch lernen ;-)


Lg
Michaela