Sonntag, 6. Juli 2014

Mut zur Ehrlichkeit

Juli hat es vor ein paar Tagen vorgemacht ... den Mut zur Ehrlichkeit.

An einem Freitag war der monatlich stattfindende Blogowskis Stammtisch. Wir treffen uns, mal in großer Gruppe, mal mit ein paar Wenigen... diesen Freitag waren wir nur sechs bloggende Pottdamen und Juli sprach ein Thema an, dass anscheinend vielen Bloggern durch den Kopf spukt.

Wollen wir zum gefühlten 37. mal die perfekte Fotoversion eines DIY oder die 28. Version der schön in Szene gesetzten "popeligen" Muffins sehen? Oder gar bei den Kooperationen mag ich persönlich schon fast nach dem dritten Mal dieses eine Produkt nicht mehr sehen ... es sind sowieso meistens die gleich Clique an Bloggern die sich die Kooperationen teilen... und die "normalen" Blogger bekommen seltsame Angebote von dubiosen Agenturen die Posts wollen, die nicht zu "werblich" wirken sollen... aber zurück zu meinem eigentlichen Thema.

Ich wollte ehrlich sein. In letzter Zeit ist es ein wenig ruhiger hier geworden, nicht weil ich keine Lust habe zu bloggen, sondern eher weil einige "doofe" Dinge im realen Leben passieren... das Ganze immer neben Job, Kinder, Haus & Engagement in Schule und Kita.

Ich habe eine neue Strähne in Grau in meinen Haaren, denn wir hatten in der Familie einen Todesfall, eine dämliche Krebsgeschichte mit allen Begleiterscheinungen und ein Herz das stolpert.

Meinen Kindern, meinem Mann und mir geht es gut, aber die Familienangehörigen machen mir doch immer wieder Sorgen. Vor den Kindern kann man einiges verheimlichen, aber ein fast 10jähriger bekommt mit, wenn man mit den Großeltern telefoniert und versucht diese zu ermutigen, dass man die Krankheit vielleicht nicht heilen kann, aber unter  bestimmten Voraussetzungen damit leben kann. Es hilft mit realen Personen darüber zu reden, aber bisher hatte ich Angst darüber hier in meinem Blog zu schreiben... denn niemand schreibt über die nicht so schönen Dinge im Leben. Wenige Blogs zeigen, dass es neben schönen Hochglanz Bildern auch die doofen Seiten im Leben gibt... Meine Oma sagte mal, "wenn es kommt dann kommt es knüppeldicke" und in so einer Phase scheint meine Familie grad zu sein. Aber das will ich nicht mehr, ich möchte keine Angst mehr haben meinen Kindern zu sagen, "der ist krank" oder "die ist letzte Nacht gestorben". Am schlimmsten an diesem Tod war für mich der Moment wo mein Großer weinend weg gelaufen ist und sich nicht von mir trösten lassen wollte...

Juli bemerkte an diesem Freitag dass ich ruhiger war als sonst ... und nach unserer regen Diskussion, den aufmunternden Kommentaren unter Julis Post und den anderen "Mutigen", versuche ich mich auch mal an diesen eher ernsten Themen. Wie kann man Kindern das Leben erklären, ohne sie zu sehr zu erschrecken? Gibt es eigentlich eine Möglichkeit das Leben zu verstehen ohne über die Ungerechtigkeit, die es manchmal mit sich bringt, zu hardern?
Drängt man Verwandte die einen Verlust erlitten haben öfter mit der Familie etwas zu unternehmen, oder läßt man sie in Ruhe? Bin ich zu negative, weil ich hier Desintersse spühre, anstatt ihnen mehr Zeit zu lassen? Fragen über Fragen die mich zur Zeit beschäfftigen und für die ich keine Antworten finde.

Nun werde ich mal darum kümmern, dass die Familie heute Mittag etwas vernünftiges zu Essen bekommt. Habt einen schönen Sonntag und laßt Euch nicht von meiner zur Zeit vorhandenen negativen Stimmung anstecken.

lg
michaela



4 Kommentare:

  1. Liebe Michaela!
    Danke für deine ehrlichen Worte! Es klingt echt nach einer harten Zeit, die ihr/du gerade durchmacht!
    Es ist immer schwer, wenn jemand stirbt oder nicht heilbar erkrankt. Aber wenn es dann in kurzer Folge mehrere Personen trifft, wird es umso schlimmer...
    Ich hoffe, dass du genug Kraft in dir findest um nach vorne zu schauen. Irgendwann kommt wieder eine Zeit, in der es ruhiger wird. Es wird immer doofe Zeiten geben, aber manche sind einfach richtig doof...
    Fühl dich aus der Ferne gedrückt!
    Liebe Grüße! Frauke

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  2. Hallo Michaela,
    ich lese ja schon sehr lange bei dir und natürlich ist mir aufgefallen, dass es bei dir ruhiger ist.
    Es gibt ja so unterschiedliche Blogs, wie es auch Menschen gibt. Ich finde jeder einzelne hat seine Daseinsberechtigung. Nur eine gewisse Konsequenz halte ich für sinnvoll. Wenn halt manche über Jahre ihre Dekoration in der Wohnung zeigen und ihre Kuchen, dann finde ich das vollkommen akzeptabel. Nicht jeder will öffentlich Seelenstriptease machen.
    Ich habe mich entschieden, meinen Blog so zu führen, wie mein Leben ist - ein Tagebuch.
    Da steht dann auch drin, wenn das Kind klaut, schlechte Schulnoten hat, ich mal wieder völlig verwirrt bin, wir fast ersaufen oder mein Vater stirbt. Gerade das letzte Jahr war richtig bescheuert. Allerdings merke ich durchs Bloggen auch, dass die schönen und positiven Momente im Leben überwiegen, dass ich schon viel geschafft habe, dass ich viel gelassener geworden bin und das ich das Leben eben so nehmen muss, wie es ist, um dann daraus irgendwie das Beste zu machen...
    Ich schicke dir ganz herzliche Grüße und würde gerne öfter von dir lesen.....

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  3. Liebe Michaela,

    schön mal wieder einen Post von dir zu lesen - auch wenn er einen traurigen Hintergrund hat. Zuerst einmal wünsch ich dir ganz viel Kraft, dass du die schlimmen Zeiten meisterst und einen Weg findest, deiner Familie und deinem Kids beizustehen, so wie du es dir wünscht!

    Ich glaube - und da geht es mir wie Gretel in dem vorangegangenen Kommentar - jeder Blog hat seine Daseinsberechtigung und jeder muss selbst entscheiden, was und wieviel er von sich persönlich preis gibt. Mir ist es immer wichtig, das mir ein Blog authentisch vorkommt. Ich selbst versuche das ebenfalls. Meine Post sind so, wie mein Leben und meine Umgebung tatsächlich ist. Ich bereite grundsätzlich nie etwas "nur" für den Blog vor. Wenn es dort einen Muffin zu sehen gibt, dann weil ich den auch tatsächlich esse bez. für Gäste zubereitet habe. Und ein Dekopost ist meist ein Zeigen des aktuellen Zustandes meiner Wohnung :-) Daher gibts davon auch nicht so wahnsinnig viele, denn wie oft kann man schon umdekorieren bei 50 qm, gg... Aber ich glaub du verstehst was ich meine...

    Ich bin nicht der Typ, der seine innersten Gedanken und Probleme gerne veröffentlicht. Das heißt aber nicht, dass das für jeden gelten muss. Und ich lese Blogs auch sehr gerne, die in die Tiefe gehen und zum Nachdenken anreden. Und wo man dann hinterher Romane schreibt als Kommentar.. räusper... :-)

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